Ja, klar. Mit ein, zwei Bierchen und einer nie leer werdenden Tüte Chips. Und das Abendessen haben wir dadurch auch gespart. Aber genauso wenig wie Bier und Chips zu einer ausgewogenen Ernährung zählen, tragen Fernseher oder Computer zur Entspannung bei.
Gegen einen guten Film ist ja gar nichts auszusetzen. Im Gegenteil: Er lenkt wunderbar ab, ist spannend, lustig, melancholisch, informativ oder regt zum Nachdenken an. Im besten Fall trägt er zum Wohlbefinden bei.
Viele Menschen denken jedoch, die Zeit vor dem Fernseher oder das Spiel am Tablet sei Entspannung, und ihr Körper und Geist würden sich dadurch von den Strapazen des Alltags erholen. Tatsächlich hat die Zeit vor dem digitalen Medium nicht dieselbe Qualität wie eine "echte" Entspannungsübung.
Vor dem Fernseher sind Sie zwar abgelenkt vom Alltag, zur Entspannung kommen aber weder Ihr Körper noch Ihr Geist:
Durch die statische Körperhaltung verspannt der Nacken, im Sitzen verkürzen die Oberschenkelbeuger. Der Geist kommt nicht zur Ruhe, sondern legt seinen Fokus nach außen, auf das Geschehen im
Fernseher. Dadurch fehlt der notwendige Einklang von Körper und Geist, der Zuschauer oder der Akteur im Spiel ist nicht in seiner "Mitte".

Beobachtet man Menschen bei Computerspielen, die ihre volle Aufmerksamkeit und schnelle Eingaben verlangen, wird die Anspannung sogar in Gesicht und Händen deutlich: Die Muskulatur ist angespannt bis verkrampft. Würde man den Spieler oder die Spielerin jetzt an ein EEG-Gerät anschließen, könnte man vermehrt Beta-Wellen mit Frequenzen bis 30 Hz messen. Der Herzschlag ist beschleunigt, die Verdauung gehemmt und die Leber gibt Zucker ins Blut ab. Für den Körper bedeutet dies eine akute Stressreaktion.
Bei wirklicher, tiefer Entspannung laufen im Körper ganz andere Prozesse ab: Die Muskulatur entspannt sich, der Herzschlag wird verlangsamt, die Oberflächenspannung der Haut verändert sich und die Verdauungsprozesse starten. Im Gehirn lassen sich Frequenzen zwischen 4 und 12 Hz messen, sogenannte Alphawellen.
Stellt ein Schöffi für mich kalt und lasst mir von den Chips übrig. Ich hab jetzt Yoga.